Denkst du auch von dir, dass du „zwei linke Hände“ hast und deshalb nicht sticken kannst? Was hinter diesem Glaubenssatz steckt, liest du in diesem Beitrag.
Was hinter der Redewendung "zwei linke Hände haben" steckt!
Bis in die 1970er Jahre hinein wurden Kinder in der Schule in Deutschland noch zur Rechtshändigkeit erzogen und gezwungen. In der westlichen Welt wird von links nach rechts geschrieben. Damit die Tinte nicht verkleckste, drängte man alle Menschen in dieses Schema. Links galt als die „falsche“ Hand. Rechts dagegen als „richtig und rechtens“. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass bis zu 50% der Menschen eigentlich Linkshänder*innen sein könnten. Doch unsere Erziehung und Vorbilder präferieren bis heute die rechte Hand. Viele linke Hände bleiben also untrainiert und sind automatisch „schwächer“. Wenn man davon spricht, zwei linke Hände zu haben, meint man jedoch bildlich gesprochen tapsig, fahrig, ungeschickt oder sogar untalentiert zu sein und nicht untrainiert. Genau da liegt der Hund begraben!
Der Knackpunkt
Der Knackpunkt ist, dass wir meistens denken: „Unsere linke Hand ist von Haus aus so, weil sie eben nicht unsere angeborene Vorzugshand ist und da könnten wir gar nichts machen.“ Aber genau das ist der Irrglaube. Auch als eingefleischte*r Rechtshänder*in können wir unsere linke Hand bis zu einem gewissen Grad trainieren. Es soll sogar gesund für die Denkleistung sein, kleine Tätigkeiten wie Zähne Putzen abwechselnd mal mit links und mal mit rechts zu verrichten.
Wenn du noch nie gestickt hast, ist es ganz normal, dass sich die Bewegungsabläufe für dich ungewohnt anfühlen und deine Hände zunächst erstmal nicht so wollen, wie du willst. Das gilt für jede manuelle Tätigkeit, die wir zum ersten Mal ausführen. Egal ob wir Links- oder Rechtshänder*in sind, wir brauchen eine gewisse Zeit für das Training.
Klartext: Jede*r kann sticken lernen
Und hier kommt nun mein Klartext: Erst, wenn du ganz oft gestickt hast (also mindestens 10 mal in regelmäßigen Abständen in den letzten Monaten), und du immer noch super unregelmäßige Stiche machst, das Nadelöhr niemals eingefädelt bekommst und du über andere Sticharten als Vor- und Rückstich nicht hinauskommst, dann würde ich sagen, ok, du hast Recht, du hast wohl im übertragenen Sinne zwei linke Hände!
Doch in 99 Prozent der Fälle trifft das nicht zu! Fast Jede*r kann nach kurzer Zeit (gemeint sind ein ein paar Stunden bis maximal ein paar Tage) wirklich sehr schön sticken. Deshalb funktionieren die Workshops auch so gut, die nur zwei Stunden dauern. Innerhalb kurzer Zeit, können einfache Stickstiche umgesetzt werden, sodass jede*r mit einem Ergebnis nach Hause kommt, das sich sehen lassen kann. Zwei linke Hände gibt es beim Sticken also quasi gar nicht. Es gibt nur keine Lust auf Ausprobieren und etwas Übung!
Zusammen macht es mehr Spaß!
Bei Übung muss ich immer ans Klavier Spielen üben denken. Das war für mich als Kind sehr mühselig und ich bin nicht wirklich voran gekommen. Denn ich saß da alleine und habe immer wieder die gleichen Tonleitern und schwierigen Passagen aus den Musikstücken üben müssen. Deshalb möchte ich eigentlich beim Sticken gar nicht von üben reden, sondern eher von ausprobieren. Das Gute ist, du kannst jeden Stich als anderes Motiv sticken und hast damit nicht das Gefühl etwas zu wiederholen oder stupide einzuüben. Und das Wichtigste, du musst das nicht alleine im stillen Kämmerlein machen! Lade dir einfach ein paar Freund*innen ein und stickt gemeinsam. Erst neulich habe ich auf einen Mädelsabend Sticksachen mitgebracht und alle fanden es prima, weil es so kommunikativ und gemütlich war. Niemand von den Anwesenden hatte bisher gestickt und trotzdem hatten alle am Ende tolle Motive fertig. Wenn du dir Unterstützung wünscht, dann melde dich gerne bei mir. Ich komme innerhalb von München zu dir nach Hause und sticke mit dir gemeinsam. Wenn du nicht in München wohnst, dann treffen wir uns digital über Zoom sticken gemeinsam einfach drauflos. Ich freue mich auf dich!
Linkshänder*innen herzlich willkommen!
Kann ich auch als Linkshänder*in in deinen Kursen sticken lernen? Na klar! Zu Anfang frage ich immer, ob Linkshänder*innen dabei sind und zeige auch mit meiner linken Hand, wie du mit links sticken kannst. Ein Trick ist hier: wenn du jemanden mit rechts sticken siehst, stell dir vor, das Ganze wäre gespiegelt oder stelle einen Spiegel daneben. Mit links stickst du nun genau in der Spiegelrichtung. Hier ein Beispiel: der Rückstich wird von Rechtshänder*innen in der Regel von rechts nach links gestickt. Sticke also als Linkshänder*in von links nach rechts. Mein Tipp: probiere immer aus, wie es sich für dich am besten anfühlt. Ich sticke zwar meistens mit rechts, sticke aber lieber von links nach rechts beim Rückstich. Ich finde es wichtig, seinem Körpergefühl zu folgen. Dann hast du schnell den Dreh raus und nicht mehr das Gefühl, zwei ungeschickte Hände zu haben!
1 Kommentar zu „Auch zwei linke Hände können sticken!“
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